Singspiel
von Christian Gottlob Neefe
|
||
"Armors Guckkasten" | ||
Premiere
am 05. Februar 1998
|
||
Musikalische Leitung: Stefan Diedrich* | ||
|
Regie: Kristof Spiewok | |
Bühne: Ralf Winkler | ||
Eine Gemeinschaftsproduktion mit der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden |
Seit es Oper als Kunstform gibt, wird sie von Gestalten der Historie wie der Mythologie gespeist. Von Monteverdi bis Wagner und insbesondere im Barockzeitalter bevölkerten griechische, römische oder nordische Götter die Opernbühne. Auch Christian Gottlob Neefes Werk, 1771 in Leipzig uraufgeführt, kann nicht auf sie verzichten, doch der Umgang mit ihnen ist ein heiterer, aus bürgerlicher Sicht geprägter, beinahe familiärer Umgang. Sein Singspiel läßt die Ahnen der opera seria ebenso erkennen wie die der opera buffa, und doch ist es ein eigener Ton, der hier angeschlagen wird und seine Liebhaber fand. Johann Benjamin Michaelis, der Verfasser des Librettos, sah sich wegen seines respektlosen Umgangs mit den Göttern zu einer Erklärung genötigt: "Wegen meiner Psyche muß ich um Entschuldigung bitten. Sie ist nicht die Psyche der Fabel, sondern ein ländliches, naives Ding, wie ich mir ungefähr ein Mädchen gedachte, das den Gott der Liebe auf der Stelle verliebt machen sollte." | ||
Aber nicht nur Psyche, auch andere Figuren des Singspiels - Komus, der göttliche Spaßmacher, und die beiden Nymphen Arkadia und Hermione - zeigen durchaus menschliche Wünsche und Verlockungen. Insbesondere die beiden weiblichen Untertanen der Jagdgöttin Diana, die durch ein strenges Keuschheitsgebot gebunden sind, möchten nur zu gern insgeheim ein wenig teilhaben an den Lustbarkeiten Amors. Sie stiften Komus an, Amor den Kasten zu stehlen, in dem er Darstellungen erotischer Abenteuer der Götter gespeichert hat. | ||
Um seinen Lohn - einen Kuß - wollen sie ihn allerdings betrügen und auch die beiden Hirten Myrtill und Lykas, die schon von Amors Pfeilen getroffen sind, auf Distanz halten nach dem Motto "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß". Doch das ist mit Komus nicht zu machen, und die Gerechtigkeit des allmächtigen Gottes der Liebe sorgt schließlich dafür, daß niemand um das ihm Zustehende geprellt wird. | ||
Christian
Gottlob Neefe hat diese kleine Geschichte in Noten gesetzt, die durchaus
auf der Höhe der Zeit stehen, an Gluck und Mozart erinnern, als deren
Meisterwerke noch ausstehen, und eine Singspieltradition fördern, an der
Goethe und Tieck ihr Vergnügen hatten. In der Instrumentation von Volkmar Leimert, die der verlorengegangenen Partitur Neefes nachspürt, wird der Versuch gemacht, den Komponisten auf seinem ureigensten Gebiet wieder lebendig werden zu lassen als Bühnenautor. |
||
Die Premiere spielten: | ||
Armor
|
-
|
Jeanne Pascale Schulze* |
Psyche
|
-
|
Jana Reiner* |
Komus
|
-
|
Ingolf Seidel* |
Arkadia,
Nymphe Dianas
|
-
|
Diana Tomsche* |
Hermione,
Nymphe Dianas
|
-
|
Simone Ditt* |
Lykas,
Hirte
|
-
|
Dag Hornschild* |
Myrtill,
Hirte
|
-
|
Clemens Heidrich* |
Es spielt die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz | ||
* Studenten der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden | ||
KRITIK: "(...) Was sich vor 227 Jahren der Komponist Christian Gottlob Neefe ausdachte, ist eine hübsche Frivolität, die sogar über unser verworfenes Medienzeitalter einiges zu vermelden hätte (...) Volkmar Leimert fertigte nach dem Klavierauszug eine Orchesterfassung an, die so stilecht klang, wie man sich die Musik aus dem Umfeld von Johann Adam Hiller, dem Lehrer Neefes, vorstellt (...) Kristof Spiewoks Regie (...) war pfiffig und setzte zu Recht auf den Unterhaltungseffekt der vorgeführten Amouren (...)" Gottfried Blumenstein, Sächsische Zeitung, 9. 2. 98
Ausgegraben
und entstaubt Sybille Graf, Dresdner Neueste Nachrichten, 7./8. 2. 98 ___________________________________________________________ Neugier auf Götterfreuden:
Horst Philipp, Freie Presse, 7./8. 2. 98 |
||
|
||
Erstellt am 09.10.2000 | |||