Emil
Rosenow
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"Kater Lampe " | ||
Premiere
am 21. November 1992
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Regie: Lutz Günther | |
Bühne: Klaus Briel | ||
Dieses
vergnügliche und nachdenkenswerte Volksstück spielt in einer kleinen Erzgebirgsgemeinde
um die Jahrhundertwende. Die Katze des armen Schnitzergesellen Neumerkel hat die Pelzsachen der Frau des neureichen Spielwarenunternehmers Neubert „beschmutzt", und die Neuberts verlangen nun auf dem Amt, beim schlampigen Gemeindevorsteher Ermischer Schadenersatz und amtliche Gegenmaßnahmen. Ermischer, einer der wenigen begüterten Bauern im Ort, der sein Amt für seine eigenen Interessen ausnutzt, fürchtet um dieses Amt, da es in der Amtshauptmannschaft seit kurzem für ihn einen neuen Vorgesetzten gibt, von dem er noch nicht weiß ob der ihm grün ist. |
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Diese Situation und Ermischers Unsicherheit nutzt nicht nur Neubert, der selbst Gemeindevorstand werden will, sondern auch der neue Bezirksgendarm Weigel, ein aus Dresden ins Gebirge strafversetzter Kommißkopp mit einem ausgeprägten Sinn dafür, dem jeweils Mächtigsten in den Hintern zu kriechen, und der sauffreudige Briefträger Ulbrich, der mit Gerüchteverbreiten und kleinen Erpressungen Geschäftchen macht, benehmen sich höchst respektlos gegenüber der Amtsperson Ermischer. Um zu beweisen, daß er durchaus in der Lage ist, die Macht seines Amtes zu demonstrieren, arretiert Ermischer höchstpersönlich Neumerkels Katze und gibt sie beim Gemeindediener Seifert in "Verwahrung". Seifert, eine gutmütige Seele und ein armer, von allen geprügelter Hund, wird von seiner sehr viel lebenstüchtigeren Frau dazu verführt, die Katze zu schlachten, um auch einmal wie die reichen Bauern was „Fleeschernes" im Topf zu haben. Als die Katze im Ofen brutzelt, kommen Weigel und Ulbrich dazu, riechen den Braten und drücken angesichts der Behauptung von Frau Seifert, es handle sich um einen tot aufgefundenen Hasen, beide Augen zu, da sie zum Hasenbratenessen eingeladen werden. Als nun Neumerkel, der eine Erbschaft gemacht hat, bares Geld auf den Tisch legt und seine Katze zurückverlangt, fliegt die ganze Geschichte auf. Und die Behörde in Gestalt von Gendarm Weigel und Briefträger Ulbrich steckt mit drin, denn sie haben die Katze ja selbst „gefressen". Auch Neubert, der durch Freibier Wählerstimmen für die nächste Gemeindewahl sammeln wollte, verzichtet nun auf seine Schadensansprüche, um nicht in die peinliche Geschichte hineingezogen zu werden. Die Katzengeschichte wird zum politischen Skandal. Die kleinen Leute haben ausnahmsweise einmal eine Gelegenheit für ein herzhaftes Gelächter voller Schadenfreude. | ||
Die Premiere spielten: | ||
Ermischer,
Bauerngutsbesitzer und Gemeindevorstand
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Klaus Schleiff |
Frau
Ermischer
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Katharina Groth |
Maari,
die Magd
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Claudia Hesse |
Neubert,
ein großer Spielwarenverleger
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Johannes Steck |
Frau
Neubert
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Silke Röder |
Hartmann
Schönherr, Holzdrehmeister
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Peter Biele |
Frau
Schönherr
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Edda Schwarzkopf |
Gertrud,
Kind
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Sara Engelmann** / Luise Stockmann** |
Heinerle,
Kind
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Jan Parthey** / Matthias Schweighöfer** |
Fränzel,
Kind
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Lydia Mayer ** / Franziska Günther** |
Liesel,
Kind
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Kathrin Loos ** / Marlen Oehme** |
Neumerkel,
der Gesell
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Roy Borm |
Weigel,
Bezirksgendarm
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Jürgen Lingmann |
Seifert,
Gemeindediener
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Jörg Metzner |
Frau
Seifert
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Sylvia Wolff |
Ulbrich,
Landbriefträger
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Stefan Schweninger |
Schnitzer
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Wolfgang Bachmann |
Schnitzer
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Johannes Mager* |
Waldarbeiter
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Otto Heidemann |
Waldarbeiter
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Tom Mikulla* |
Bauer
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Günter Napiwotzki |
Bauer
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Stefan Ebeling* |
Es spielen Schülerinnen der Musikschule Chemnitz | ||
* Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig am Studio Chemnitz | ||
** Mitglieder der Statisterie der Theater Chemnitz | ||
KRITIK: De Peremett dreht sich... Klaus Briel hatte den guten Einfall, die ganze Szenerie des Stückes auf einer erzgebirgischen Weihnachtspyramide ablaufen zu lassen, alles auf die Drehscheibe zu packen, was da kreucht und fleucht: Es ist eine Art Hexenhaus, ein bißchen Spielzeugdorf mit verwinkelten Dächern und Türmchen, schwarzgelbe Schneestangen markieren den Standort: irgendwo oben im stürmischen Gebirge existiert ein Sammelsurium von Kartoffelbauern, Spielzeugmachern, draufgängerischen Unternehmern, und alle sind sie hineingewickelt in die Rauferei um Einfluß, Selbstbehauptung, Ämter und - um eine Katze. Dieser Kater, den der Schnitzergeselle Neumerkel mit ins Dorf brachte, wird zum Gegenstand der Machtprobe: Behauptet sich der Gemeindevorstand Ermischer oder gelingt es dem neureichen Jungunternehmer Neubert, die Geschicke des Dorfes in die Hand zu bekommen. Der Kater streunt durch die Anwesen, richtet so allerlei Unheil an, da Neumerkel den Schaden nicht bezahlen kann, wird der Kater in Gewahrsam genommen. Dieser Akt der kommunalen Machtausübung bringt Ermiseher fast um den Rest seines ohnehin ramponierten Ansehens, den Gemeindediener Seifert an den Rand des Ruins, Neubert um seine Chancen im Wahlkampf und den schneidigen Ordnungshüter Weigel, Bezirksgendarm, fast um sein Amt. Und den Kater selbst? Nun, der gerät in die Brat-pfanne von Seiferts Frau, und ausgerechnet Weigel und der Briefträger Ulbrich - die Amtspersonen - fressen ihn gierig als Hasenpfeffer in sich hinein. Lutz Günther, der das Stück im Chem-nitzer Schauspielhaus inszenierte, nimmt die Vorlage beim Wort, er läßt das Spiel in der Zeit der Jahrhundertwende. Und siehe: Eine merkwürdige Aktualität offenbart sich ohne Zutaten wie von selbst. Der Gemein-devorstand ist verunsichert, weil aus Dresden ein neuer Amthauptmann geschickt wurde - ist der nun Ermischer grün oder nicht? Neubert, Newcomer, baut eine neue Fabrik hin und schluckt die kleinen Handwerksmeister. Wer noch Arbeit hat, hat zu bangen, daß er sie behält. Wer gewählt werden will, schmeißt mit wohlfeilen Versprechen um sich. Es ist ein Stück, das Rosenow dem Selbstbehauptungswillen der kleinen Leute widmete, die sich so leicht nicht unterkrie-gen lassen und wenigstens ihre Schläue und ihren Humor behalten. Reinhold Lindner „Freie Presse" 23.11 1992 |
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Erstellt am 26.02.2001 | |||